... Über all das, was um ihn geschah, hatte er vergessen, weswegen er gekommen war. Er sah sich also noch einmal genau um, ob nicht irgendwo eine anschmiegsame Kuschel-Schmuse-Schmeichelkatze zu sehen war. — Leider nicht!
In jenem Augenblick ging es an der Theke los. Der Barmann hatte alle Hände voll zu tun, einen für das Lokal overdresseden Gast zu beruhigen. Mit seinen nach hinten an den Schädel geschleimten Haaren, dem vielen Goldschmuck und seinem wichtigtuerischen Gehabe machte der sich zum sprichwörtlichen Affen. Langsam bekam der Mann hinter der Bar die Sache in den Griff, der Lärmpegel ging zurück und das Herumfuchteln auf der anderen Barseite wurde weniger.
Sekunden später war alles wieder anders: Nun agierte der Kellner wie vom wilden Affen gebissen. Er bemerkte nämlich, dass seine Gäste am Nebentisch eine ziemliche Ferkelei mit den »Red Bulls« anrichteten. Mit einem Fetzen in der Hand und schimpfend wie ein Rohrspatz ging er zum Tisch und wischte ihn ab.
Endlich kam er an die Reihe, etwas zu bestellen. Kurze Zeit später stand eine gefüllte Tulpe vor ihm. Sie bot ihm Deckung und erleichterte es auf diese Weise, mit seinen Beobachtungen fortzufahren. Vom Motiv seiner Expedition war noch immer weit und breit nichts zu sehen.
Der Zufall gönnte ihm, vielleicht als eine Art Kompensation, eine andere interessante Szene: Ein Bulle war in sein Blickfeld vor die Eingangstür getreten und beobachtete, was sich in der Gegend tat. Da kam etwas viel Kleineres mit schwarzem Äußeren auf den vor der Tür Stehenden zu und stellte sich vor ihn hin. Es war eine Sie und ihre Kleidung legte nahe, dass sie Witwe war.
Die schwarze Witwe fuchtelte mit einer Extremität vor dem Bullen und machte sich so groß sie konnte. Dieser schien sie trotz ihrer Bemühungen zunächst gar nicht zu bemerken. Wer weiß, vielleicht redeten sie nicht dieselbe Sprache. Eigenartigerweise verließen nach einer Weile dann doch beide sein Blickfeld, nebeneinander in die gleiche Richtung gehend.
Es folgten einige Minuten, ohne dass er Interessantes auf der Straße vor dem Lokal oder in den Räumlichkeiten registrierte. Dann aber sah er zwei Mal in die Richtung des Einganges und rieb sich die Augen, um sicherzugehen, dass das, was er beobachtete, auch wahr war. Wie aus dem Nichts stand sie nun endlich da: ganz in schwarzem Samt, mit gepflegtem dunklen Haar. Sie schien etwas außer Atem zu sein, gerade so, als wäre sie vor etwas geflüchtet. Mit einem Gang, der zu ihrem geschmeidigen Äußeren passte, kam sie näher und setzte sich auf einen Barhocker. Da war sie endlich: Die anschmiegsame Kuschel-Schmuse-Schmeichelkatze.
Dieser Text befindet sich gegen Ende meines Buches. Er ist insofern typisch, als dass er mit Sprache spielt, gleichzeitig ist er atypisch, denn er drückt eine sonderbare und einmalige Stimmung des Protagonisten aus.
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